Statement von Geschäftsführer Stefan Bresser zur Bürokratiebelastung im Handwerk

Viele Inhaberinnen und Inhaber von Handwerksbetrieben verbringen zunehmend mehr Zeit mit der Bewältigung administrativer Anforderungen als mit der Ausübung ihres Handwerks. Vor diesem Hintergrund hat der Zentralverband des Deutschen Handwerks im ersten Quartal 2023 eine Umfrage zur Bürokratiebelastung im Handwerk durchgeführt. Es sollten Erkenntnisse gewonnen werden, wie sich die Belastungsentwicklung darstellt, woraus nach Einschätzung der Handwerksbetriebe eine Zunahme des Bürokratieaufwands resultiert oder wo besonders große Entlastungspotenziale liegen.

Das Ergebnis der Umfrage kann zusammenfassend wie folgt dargestellt werden:

  • Für 74 Prozent der teilnehmenden Handwerksbetriebe ist der Bürokratieaufwand in den letzten fünf Jahren gestiegen.
  • Ständige Anpassungen an neue gesetzliche Regelungen sind für 76 Prozent der Handwerksbetriebe der größte Belastungsfaktor, gefolgt vom Aufwand zur Erfüllung von Nachweis- und Dokumentationspflichten (54 Prozent).
  • 58 Prozent der Betriebe geben an, dass die Selbstständigkeit im Handwerk in Folge der Bürokratiebelastung zunehmend unattraktiver ist.
  • Besonders erschreckend ist die Aussage, dass inzwischen vier von fünf ausgebildeten Handwerksmeistern angeben, sich nicht selbstständig machen zu wollen, da sie „keinen Nerv auf die ganze Bürokratie“ haben.

Rechtssicherheit und einheitliche Regelungen sind unerlässlich, um komplexe Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen zu ordnen und einen rechtsstaatlichen Umgang mit staatlichen Organisationen zu gewährleisten. Die Umfrage hat jedoch auch bewiesen, dass die damit verbundene bürokratische Belastung im Handwerk ein Niveau erreicht hat, welches die Handwerksbetriebe an ihre Grenzen bringt. Diese Bürokratiepflichten binden Zeit, die sonst für die Erfüllung von Kundenaufträgen genutzt werden könnte. Ferner stellen sie oft auch eine enorme finanzielle Belastung dar, wenn beispielsweise Tätigkeiten entsprechende Zertifizierungen voraussetzen, oder die Anschaffung neuer Hard- oder Software erforderlich ist.

Das Ergebnis der ZDH-Umfrage kann man als deutlichen Auftrag an den Gesetzgeber verstehen, die erreichte Menge an Dokumentations-, Nachweis- und Informationspflichten zu reduzieren. Die Politik muss erkennen, dass es so nicht weitergehen kann – es besteht dringender Handlungsbedarf!

Das angekündigte Bürokratieentlastungsgesetz IV ist wichtig und muss nunmehr zeitnah umgesetzt werden, um die dringend notwendigen Erleichterungen für Handwerksbetriebe in der Praxis tatsächlich zu erreichen. In dem Bürokratieentlastungsgesetzt IV wurden auch Vorschläge von unseren Verbänden aufgegriffen, um die größten bürokratischen Hindernisse zu überwinden. Viele der eingesammelten Vorschläge gelten als potenziell geeignet, bürokratische Entlastung zu erreichen.

Die Bürokratie in Deutschland belastet nicht nur viele Unternehmen, sondern nahezu alle Teile der Gesellschaft. Die Umsetzung der eingereichten Vorschläge unserer Verbände muss nunmehr zeitnah erfolgen und einer ständigen Prüfung unterzogen werden. Die Bundesregierung muss nun, mehr denn je, schnell und entschlossen handeln.